Sonntag, 12. Oktober 2014

Mount Rufus Circuit


Über Nacht war der Ofen ausgegangen und im ganzen Haus war es saukalt. Es dauerte erst mal eine ganze Weile, bevor ich mich aus meinem mit einer Heizdecke gewärmten Bett raustraute. Alle Versuche, die wenige Restglut wieder zu entfachen, mißlangen mir, weil die kleinen Holzstückchen fehlten. Zum Frühstück gab es Kaffee, etwas zu essen hatte ich nicht mehr, von den Suppen für den Abend mal abgesehen. So machte ich mich denn bald von dannen und fuhr die 35 Minuten zum Visitor Centre am Lake St.Clair.
Ich trug mich in das Buch für Tagestouren ein, vor mir stand noch ein holländisches Pärchen mit demselben Weg. Um 10:45 Uhr ging es los, zunächst mal durch Regenwald. Teils war es ziemlich morastig, manchmal musste ich mich auf Steinen über Bäche hangeln, aber irgendwann hatte ich den Abzweig zum Shadow Lake auf etwa 1060 m Höhe geschafft. Ab hier hörte der Regenwald auf und ging zunächst in kleinere Bäume und Pflanzen ähnlich Bromelien, bloß in groß, über. Wie ich inzwischen weiß, handelt es sich dabei um Richea pandanifolia, kurz Pandani, die größte Heidepflanze der Welt. Sie ist in Tasmanien endemisch und nicht verwandt mit dem ganz ähnlich aussehenden und bis zu 10 m hohen Pandanus spiralis, dem Schraubenbaum, der z.B. bei den Edith Falls im Northern Territory vorkommt. Noch höher gab es nur noch Sträucher, und dann nur noch Moose und niedrige Gebirgspflanzen wie Erica. Das Wetter war sehr durchwachsen, zunächst lagen alle Berge in den Wolken, aber gegen Nachmittag gab es immer wieder mal kurze Momente mit einem Stück blauen Himmel. Den ersten Berggipfel, den ich schon für den Mt.Rufus hielt, entpuppte sich nur als Zwischenberg, und es ging noch einmal eine ganzes Stück weiter. Schließlich erreichte ich aber den Mount Rufus mit 1416 m Höhe, und kurz zeigte sich mal der blaue Himmel. Man konnte nicht nur den Lake St.Clair sehen, sondern etwas weiter hinten auch den Lake King William. Auf der andern Seite floß im Tal der Franklin River durch den Lake Dixon und den Lake Undine. Da es trotzdem noch überall Wolken gab, gibt es keine so tollen Bilder, aber die Aussicht von diesem Berg ist schon grandios, wenn auch die Besteigung selbst keine großen Probleme bereitet.
Zum ersten Mal auf der ganzen Australienreise war der weitere Weg um den Gipfel herum und dann Richtung Mount Hugel und Shadow Lake nicht in der OSM-Karte verzeichnet. Sonst war diese Karte immer um Klassen besser als sämtliche Garmin-Karten, auch die Garmin TOPO-Karten. Wenn ich wieder daheim bin, werde ich mich mal darin versuchen, meine Aufzeichnung in die OSM-Karte einzubinden. OSM heißt ja Open Source Map, das heißt, jeder kann daran mitarbeiten. 

Nachdem ich den Anfang erst mal gefunden hatte, war der weitere Weg immer schön mit gelben oder weißen Markierungen an Bäumen oder Steinen gekennzeichnet. Zuerst ging es an einigen schönen Felsen entlang Richtung Mt. Hugel und dann rechts in ein wunderschönes Tal mit Pandani, Erikaarten und Bäumen. Da dieser Teil des Weges neu mit Holzplanken gemacht worden war, kam ich ordentlich vorwärts. Es ging dann durch ein Moorland mit mehreren kleineren Tümpeln und vielen Fröschen und Zikaden. Kurz vor dem Lake Shadow holte ich das holländische Pärchen ein. Wie der Name schon sagt, es gab keine Sonne und wurde wieder ungemütlich, so dass ich gleich weiter auf dem Shadow Lake Track nach unten ging. Dabei kam mir noch ein Pärchen entgegen, ansonsten sah ich niemanden. Nach knapp 6 Stunden - angegeben waren 7 - hatte ich die 18 km geschafft und bin noch ein weiteres Mal zur Platypus Bay gegangen. Aber auch diesmal zeigte sich kein Schnabeltier. Über das Seeufer ging ich zurück zum Visitor Centre. Der Lake St.Clair liegt übrigens auf 737 m Höhe und ist mit 167 m der tiefste See in Tasmanien. Ich machte mein Zeichen in das Buch, dass ich wieder zurück war, und fuhr Richtung Bronte Park. Was war ich froh, als ich schon von Weitem sah, dass aus meinem Kamin Rauch heraus kam. Da war inzwischen jemand im Haus gewesen und hatte Feuer gemacht, toll. Morgen geht es dann über den Mount Field NP nach Hobart, wo ich meine letzten 2 Tage auf Tasmanien verbringen will.

der Weg durch den Regenwald

auch mal über Bäche

Pandani - Richea pandanifolia

Lake St.Clair

hinten Forgotten Lake und Shadow Lake

Franklin River mit Lake Dixon und Lake Undine

auf dem Gipfel des Mount Rufus 1416 m

Gesteinsformationen beim Abstieg

schöner Weg mit Holzbohlen

wieder Pandani

Shadow Lake

Zusammenfluss Hugel River und Cuvier River

Rauchzeichen im Haus am Bronte Park

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