Dove Lake Runde

Als ich es heute Morgen aufs Dach prasseln hörte, wußte ich schon, ich muß mich nicht beeilen. Zumindest einmal um den See wollte ich, und dann vielleicht weiter unten noch einen Walk. Der Busfahrer erzählte, dass die Monate September und Oktober mit zu den schlechtesten hier zählen, danach ginge es langsam aufwärts. An der Westküste wäre auch bestes Wetter, nur in den Bergen hingen die Wolken. Im Gegensatz zu gestern war weniger Wind und meist kam nur Regen und kein Schnee herunter. Das dafür aber ohne Unterbrechung.
Ich entschied mich gegen den Uhrzeigersinn herumzugehen, und 3 junge Sachsen waren vor mir. Die gingen dann den steileren Marions Lookout Link Track nach oben, und da dachte ich, folge ich denen, vielleicht gehen sie oben noch weiter und ich bin nicht alleine. Am Lookout in 1223 m angekommen, pfiff wieder der Wind, und die Drei beschlossen angesichts der Kälte und ihrer Ausrüstung - Laufschuhe mit Netz zur besseren Durchlüftung - wieder umzukehren. Seitdem die Mauer gefallen ist, würden ihre Eltern jedes Jahr in der Weltgeschichte herumsausen, weil sie das vorher nicht durften. Das ist mir auch schon aufgefallen, dass die "Ossis" öfter auf Fernreisen zu treffen sind wie die aus dem ehemaligen Westen.
Ich ging dann aber trotzdem zur Kitchen Hut, die ich gestern schon gesehen hatte, und wärmte mich da ein wenig auf. Von da aus geht der Track auf den Gipfel los, angezeigt waren hin und zurück 2,5 Stunden, das hätte ich sicher in 2 Stunden gemeistert. Aber die Sicht war zu dieser Zeit nicht mehr als 20 m , kein Wetter für eine Gipfelbesteigung, schon gar nicht alleine. Also folgte ich dem Face Track unterhalb des Weindorfers Tower in Richtung Hanson Peak. Wenn ich bis dahin noch keine nassen Füsse hatte, spätestens dann stand das Wasser in den Schuhen. Durch den vielen Regen hatten sich überall kleine Seen gebildet, und auf den Wegen und Tracks floss das Wasser mit dem Gefälle. Kein Wunder, dass der Face Track bei Regen und Schnee als nicht begehbar auf den Hinweisschildern gekennzeichnet war. Teils war es dann etwas Kletterei, und ich war froh, endlich den Abzweig zum Lake Willis Track erreicht zu haben und wieder absteigen zu können. Bei diesem Abstieg lief ich dann fast durchgehend in einem etwa 10 cm hohen Bach, der sich auf dem Track gebildet hatte. Die letzten Meter zum Dove Lake Circuit ging es dann durch tropischen Regenwald, wobei ich mich auf den schlüfrigen Wurzeln und Moosen einmal fast hingelegt hätte. Die ersten Menschen nach den Sachsen von Marions Lookout traf ich dann wieder auf dem Wanderweg um den See. Die wenigen Sekunden, wenn es mal gerade nicht regnete oder es sogar mal etwas heller wurde, nutzte ich möglichst für Fotos. Das Problem waren aber Regentropfen auf der Linse und ein beschlagener Filter. Ich habe 2 Packungen Tempos bei den Versuchen verbraucht, möglichst keine hässlichen Tropfen auf dem Bild vorzufinden.
Am Dove Lake Carpark wärmte ich mich noch einmal auf und ging dann den Lake Lila Track nach Ronny Creek. Auch da regnete es ohne Unterbrechung, aber ich hatte wenigstens das Glück, kurz vor dem Trackende noch einen Wombat zu sehen und fotografieren zu können. So stieg ich denn zufrieden in den Shuttle Bus zum Visitor Centre und versuche jetzt, meine nassen Sachen bis morgen trocken zu bekommen. Wenn ich früher durchfroren nach Hause kam, ließ mir meine Mutter immer ein heißes Bad ein und machte mir eine heiße Schokolade. So richtig zu schätzen weiß ich das erst heute, wo ich mich selbst drum kümmern muss.
Der Wetterbericht hat für morgen keine Besserung in Aussicht gestellt, und die nächsten Tage soll es dann noch ein ganzes Stück kälter werden. Für heute hatte er allerdings auch keinen Dauerregen vorhergesagt. Ich stelle mir jedenfalls auf 7 Uhr den Wecker, und sollte wirklich blauer Himmel da sein, würde ich doch noch einmal den Gipfelversuch starten. Bei Regen lasse ich mir aber Zeit und fahre ganz gemütlich nach Strahan.