Schon um 8 Uhr war ich auf dem Weg zum Freycinet Nationalpark. Zuerst ein Stück zurück auf dem Weg von gestern, dann links ab auf die Halbinsel. Die Strasse zog sich bis Coles Bay, einem schön gelegenen kleinen Ort mit Häusern, denen man ansieht, dass die Besitzer etwas mehr Geld haben als gewöhnlich. Hier gibt es auch für 1500 Euro die Nacht mit dem Sapphire Freycinet eine der teuersten Unterkünfte auf Tasmanien. Kurz hinter Coles Bay kommt dann schon das Visitor Centre und damit der eigentliche Freycinet Nationalpark. Stellt euch mal vor, es ist ein schönes Wochenende und ihr geht in den Hunsrück oder die Alpen zum Wandern. Da steht dann ein paar Kilometer vor eurem Ziel ein toll aufgemachtes Haus mit Toiletten, Parkplätzen und vielen Tafeln, was ihr alles sehen könnt und welche Wege es gibt. Und dann steht da etwas von Eintritt, den ihr dafür zu zahlen habt, dass ihr die Natur besuchen wollt. Mit Auto 17 Euro, als Wanderer 9 Euro, gültig für eine Woche. Und wenn ihr dann nächstes Wochenende wieder kommt, zahlt ihr noch einmal dasselbe. Aber hallo, die Natur gehört doch nicht dem Staat alleine, die gehört doch uns allen!? In Australien ist das nicht mehr so, der Staat hat sich die Sahnestückchen rausgepickt, und für die wird kassiert. Es stimmt natürlich, ein Teil des Geldes wird für den Unterhalt der Wege benutzt, den Bau von Visitor Centres und die Bezahlung des Personals. Es würde mich nicht wundern, wenn in Deutschland irgendwann bei knapper Staatskasse ein Politiker auf die Idee käme, das Gleiche zu fordern. Dafür bezahlen wir Wähler sie ja, dass sie kreativ an solche Dinge drangehen, und in andern Staaten wird es ja auch so gemacht.
Aber ich wollte ja nicht mehr so viel über Geld jammern, ich habe einfach die 60 Dollar für mehrere Nationalparks bezahlt und bin von der sehr netten Dame im Centre noch mit einer Broschüre "60 Great Short Walks Tasmania" ausgestattet worden. Die kann ich besonders deshalb gut gebrauchen, weil mein brandaktueller Reiseführer von Reise Know-How für Tasmanien gerademal 9 Seiten übrig hat. Ich habe den Verdacht, die Autorin war nie auf Tasmanien und hat sich die oberflächlichen Infos selbst aus dem Internet besorgt. Ich bin dann zuerst die schmale Strasse zum Cape Tourville gefahren mit herrlichen Blick über die Carp Bay, die Sleepy Bay und im Hintergrund schon die Wineglass Bay. Wale gab es leider keine zu sehen. Anschließend fuhr ich die paar Kilometer zurück und weiter zum Wineglass Bay Carpark. Wegen des schönen Wetters hatte ich mich für einen 5-stündigen Walk zur Wineglass Bay und quer durch den Isthmus zurück entschieden. Gleich am Beginn neben einer Info-Tafel saß ein Wallaby und ging keinen Zentimeter beiseite, trotz der Spaziergänger. Offenbar wollte es Futter, aber überall steht ja, dass das unter Strafe verboten ist. Das kann ich auch unterstützen, denn wenn die Tiere erst mal an Futter gewöhnt sind, fordern sie dies teils aggressiv ein. Ich habe Bilder gesehen, wo Känguruhs in Autos sitzen, Zelte aufgeschlitzt haben und Menschen am BBQ aggressiv angehen. Es könnte natürlich auch sein, dass von meinem Eintrittsgeld das Wallaby bezahlt wurde, um gleich mal ein "wie süß" auszulösen.
Es geht zunächst einen breiten Weg zum Coles Bay Lookout hoch, von wo man einen tollen Blick auf Coles Bay und den Richardsons Beach hat. Weiter ging es zur höchsten Stelle des Marsches am Wineglass Bay Lookout. In der Tat hat man von dort den Blick auf die Thouin Bay mit der Wineglass Bay auf der einen und die Promise Bay auf der andern Seite der schmalen Landzunge, auf der sich noch zwei Lagunen befinden. Es war allerdings noch schattig da oben, und der Wind machte es ziemlich kühl. Die meisten Besucher kehrten hier wieder um, so dass ich auf dem Weg nach unten zum Wineglass Beach ganz alleine war. Unten saßen oder liefen zusammen nicht mehr als 20 Personen, man konnte den herrlichen Strand unbedrängt genießen.
Ich ging dann aber schon bald auf dem herrlichen Isthmus-Track weiter durch herrlichen Wald auf einem schmalen Pfad. An den Hazards Lagoons machten sich viele tausend Frösche mit lautem Quaken, Läuten, Klirren und Schnarren bemerkbar. Ich ging mal kurz hinunter zum Wasser, aber sehen konnte ich nichts. Kaum war ich wieder auf dem Track, sah ich plötzlich links neben meinen Füssen eine Bewegung. Eine wunderschöne gelb-braune Schlange von mindestens 1,20 m Länge verkroch sich unter das Gestrüpp. Und im gleichen Moment wand sich rechts von mir eine schwarze etwas kleinere Schlange weg, wahrscheinlich eine Tiger Snake, weil der Kopf etwas breiter war. Die hätte ich noch aufs Foto bekommen, wenn ich die Kamera nicht ausgeschaltet und mit Weitwinkel versehen gehabt hätte. Dann kamen jetzt auch noch 4 Wanderer, das war's gewesen. Trotzdem montierte ich das Tele drauf und schlich mich ganz vorsichtig zu der Stelle mit der ersten Schlange. Und was sehe ich? Sie hat sich jetzt ein Stück weiter hinten einen Platz an der Sonne gesucht. Ich habe sie ein paar Mal versucht zu fotografieren, aber das war sehr schwierig, weil immer ein Teil von ihr versteckt war und sie beim geringsten Geräusch sofort wieder weiter kroch. Auf Tasmanien gibt es eigentlich nur 3
Landschlangen, nämlich:
- - Tiger snake, Notechis scutatus
- - Lowland copperhead, Austrelaps superbus
- - White-lipped snake, Drysdalia coronoides
Na, jetzt wird Australien ja doch noch gefährlich. Ich schaute jetzt natürlich noch genauer, aber ohne Erfolg. Der Track endete schließlich am Hazards Beach, einem schönen Strand mit vielen großen Muscheln. Am Ende führte der Hazards Beach Track dann wieder ein Stück den Berg hoch und parallel zum Strand in einem langen Marsch zum Carpark. Dort saß das Wallaby inzwischen ein Stück weiter unten, und ein Zweites mit Jungem im Bauch hatte sich dazugesellt. Zweifelsohne warteten sie nur auf Futter, Kinder ließen sich direkt neben ihnen ablichten. Auf Zucker sollen sie ganz scharf sein, aber ihr wisst ja, das soll man nicht ...
Relativ zügig - es war schon kurz vor 15 Uhr - fuhr ich dann wieder zurück nach Bicheno und weiter Richtung St.Helens. Immer wieder gab es schöne und einsame Strände, bis ich nach einer guten Stunde meine Villa erreichte. Das war echt mal ein Treffer, mit 85 Dollar nur kaum mehr als gestern das Backpackers, und eine eigene Villa mit Meerblick, Küche, Wohnzimmer und Schlafzimmer incl. Internet. So hatte ich mir das eigentlich immer vorgestellt.
bei Coles Bay im Freycinet NP |
Blick von Cape Tourville |
der Eingangswächter |
Lookout Coles Bay |
Wineglass Bay |
was für ein toller Strand |
auf dem Isthmus-Track |
Hazards Lagoon |
Lowland Copperhead |
Australischer Tiefland-Kupferkopf |
hier kann man die Kopfplatten gut erkennen |
Bucht am Hazards Beach |
Hazards Beach |
auf dem Track zum Carpark |
wieder ein bettelndes Wallaby |
aber wer kann da schon widerstehen ? |
Frühling auch in Tasmanien |
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