Mittwoch, 24. September 2014

Cape Willoughby und Kangaroo Island Fazit

Völlig unbehelligt habe ich recht gut am Strand geschlafen. Als ich nachts mal raus musste, erschraken die Känguruhs um das Auto herum genauso wie ich. Ich fuhr die D'Estrees Road wieder ein Stück zurück und dann in die Elsegood Road, und schon stand ich wieder vor einem Schild "Road closed". Nicht schon wieder so ein Umweg wie gestern. Dieses Mal ließ ich es darauf ankommen, es waren ja nur ein paar Kilometer. Nach einigen hundert Metern war im Bereich der Tea Tree Lagoon links und rechts der Strasse alles überschwemmt, und die sandige Piste wurde immer weicher. Ich riskierte es trotzdem und kam ohne Steckenbleiben durch. Das war ziemlich leichtsinnig, denn ein Abschlepper hätte sich das auf einer gesperrten Strasse teuer bezahlen lassen. Irgendwann landete ich dann wieder auf der Teerstrasse und fragte in Baudin Beach nach, ob das B&B der ersten Nacht noch frei wäre. Das war so, und ich fuhr wieder einige Kilometer zurück zur Piste nach Cape Willoughby. Auch hier ging es mehrmals am Wasser entlang, und dann wurde auf den letzten 10 km auch noch neu geschoben. Dabei fährt eine Planierraupe über die Piste und schiebt die obersten paar Zentimeter in die Mitte und bei der Rückkehr zur Seite. Erstens für ein normales 2WD-Auto zum Teil fast nicht zu machen, und außerdem kann man die Planierraupe nicht überholen, sondern zockelt im Fussgängertempo hinterher. Irgendwann war es dann aber geschafft, und ich meldete mich zur Führung an. Bis es soweit war, lief ich noch an den Klippen lang und wurde immer wieder von einer der schwarz-weißen Krähen im Sturzflug angegriffen, die wohl irgendwo ihr Nest hatte. Einmal meinte ich, den Blas eines Wals gesehen zu haben, aber das war wohl eine Täuschung. Gestern hatten Leute auf der Fähre einen Southern Right Whale gesichtet, und Delfine waren auch in der Bucht.

Der Leuchtturm auf Cape Willoughby wurde 1852 errichtet und sicherte die Durchfahrt zwischen dem Festland und Kangaroo Island, die sogenannte Backstairs Passage. Damals fuhren täglich bis zu 15 Schiffe hier durch, und die Passage war berüchtigt. Es gibt in der Mitte zwei Riffe 3 Meter unter der Oberfläche und eine Sandstelle, an der das Wasser nur 2 m hat. Dazu der oft heftige Wind und die hohen Wellen, Richtung Süden gibt es nämlich nur noch die Antarktis. Viele Schiffswracks liegen denn auch um die Insel herum, und für alle gibt es interessante Geschichten und teils auch Fotos. Der Leuchtturm blinkt 3 mal in gleichen Abständen. die Leistung ist viel geringer als auf Cape Borda. Zu Beginn lebten hier 3 Leuchtturmwärter ganz alleine mit ihren Familien auf der Insel und teilten sich den 24 Stundendienst. Alle 4 Monate kam das Versorgungsschiff, alles übrige mussten die Menschen selbst anbauen oder jagen. Seit 1974 geht alles elektrisch, und sogar der Notfall-Diesel ist nicht mehr notwendig, weil die Lampen nur noch so wenig Strom brauchen, dass zwei Ersatz-Akkus in der Größe einer Autobatterie für 2 Monate reichen. Zudem sind die Leuchtfeuer nicht mehr wirklich notwendig, seitdem die Schiffe über GPS und Radar verfügen. Wir marschierten dann noch auf den Leuchtturm hinauf mit einem schönen Blick aufs Meer bis hin zum Festland. Wale gab es auch von da oben nicht zu sehen, dafür ein paar Känguruhs, die sich im Schatten der Büsche ausruhten.

Die Piste ging dann am Chapmann River entlang nach Penneshaw, wo ich morgen wieder die Fähre nehmen werde. Unterwegs sah ich noch einmal eine große Goanna, die wohl noch nicht genug Sonne getankt hatte und ziemlich träge war. Gut für ein Foto, schlecht, wenn eines der Autos drüberbraust. Außerdem hatte ich in der Frühe eine - leider überfahrene - Tiger Snake gesehen. Dieses Exemplar war nur gut einen Meter lang, sie können jedoch doppelt so groß werden. Rund um Cape Willoughby wird vor diesen Schlangen gewarnt. In Penneshaw gab es wieder einen kleinen Supermarkt, sonst war aber nicht viel los. So fuhr ich dann die 10 km zu meinem B&B und quartierte mich schon mal ein. Leider ging das Internet erst ganz langsam, dann gar nicht mehr. War wohl nichts mit Bilder in den Blog hochladen. Aber zumindest Zeit für ein kurzes Resumee über Kangaroo Island.

schon wieder ?

der Sand war weich, aber es hat geklappt

eine Tiger Snake, leider überfahren

ein 1 m langer Waran, der lebt

so ein wenig Sonne brauchen wir alle

das war für mein Auto echt grenzwertig

und hier ist der Grund: ein Verschlimmbesserer

Lighthouse Cape Willoughby

kleines Kind hinter Fresnel-Linse

rechts im Wasser geht eigentlich die Strasse nach hinten Mitte

Chapmann River
Ich hatte wirklich extremes Glück und die ganze Woche Sonnenschein hier, wobei es jeden Tag ein wenig wärmer wurde und eigentlich die kurze Hose schon wieder angesagt wäre. Man muss bedenken, dass Kangaroo Island unterhalb des 40.Breitengrades liegt. Würde man mit dem Schiff genau auf diesem Breitengrads nach Westen fahren, würde man ein gutes Stück südlich von der Südspitze Afrikas vorbeifahren und erst in Argentinien wieder auf Land treffen; in der Gegenrichtung wäre es Chile. Dank des guten Wetters waren auch fast alle Pisten und Gravel Roads gut zu befahren, auf denen ich zu zwei Dritteln unterwegs war. Bei Regen würde das ohne 4x4 in vielen Fällen schwierig oder sogar unmöglich werden. Meistens habe ich auch auf den einsamen Gravel Roads die Tiere gesehen wie den Ameisenigel oder die Goannas. Es gab meist nur kurze Walks vom Parkplatz zu den Sehenswürdigkeiten oder eben sehr lange, für die man eine Rückfahrmöglichkeit zum Auto gebraucht hätte. Öffentliche Verkehrsmittel wie Busse oder Taxis gibt es hier nicht, man braucht entweder sein eigenes Auto oder fährt in einer Gruppe.
Schon die Fährüberfahrt kostet 274 Dollar für ein kleines Auto, jede Übernachtung in einem B&B schlägt mit mindestens noch einmal 100 Dollar zu Buche. Wobei man dazusagen muss, dass man alleine genau dasselbe bezahlt wie als Paar, für 2 Reisende wird es also wesentlich günstiger. Die Lodges - auch wenn sie fast alle leerstanden - kosten noch wesentlich mehr, über ihren Komfort kann ich nichts sagen. Trotz der vielen Abkürzungen bin ich fast 800 km auf der Insel unterwegs gewesen, und Benzin kostet hier natürlich auch mehr. Der Island Pass für 68 Dollar hat sich nicht wirklich gelohnt, obwohl ich alle Führungen mitgemacht habe. Beim Essen sieht es ganz schlecht aus, man muss nämlich in die teuren Hotels oder mit einem Hamburger zufrieden sein. Eine Flasche Wein im Flinders Chase NP Visitor Centre kostet dann schon mal 45 Dollar, ein Essen ist auch nicht unter 50 Dollar zu haben. Mein letztes B&B hat mir ein 2-Gänge-Abendessen angeboten für 25 Dollar ohne Getränke, das war noch sehr günstig. Egal für was man auf Kangaroo Island Geld ausgeben muss, es ist noch einmal wesentlich teurer als im übrigen Australien, so bestätigen es auch die Insulaner. Die einzige Möglichkeit, günstig über die Runden zu kommen, scheint mir ein Camper zu sein, den man bis oben hin voll mit Proviant gestopft hat, um autark zu sein. Aber das hatte ich ja selbst verschusselt.
Und was bekommt man für das viele Geld? Viele denken, Kangaroo Island wäre eine Insel voll mit Natur und Tieren. Dem ist aber nicht so. Vielmehr gibt es auf KI hauptsächlich Landwirtsschaftsbetriebe mit Schafzucht, Rinderzucht und Getreideanbau. Dazu kommen noch Einnahmen aus der Fischerei, auch Austernzucht wird betrieben. Es gibt riesige Weideflächen, viele kleinere und größere Seen, besonders entlang der Strassen große Bäume, aber es gibt auch überall Zäune und den Hinweis, dass das Privatgelände und der Durchgang verboten ist. Lediglich ganz im Westen ist die Insel mit dem Flinders Chase NP wirklich frei von landwirtschaftlicher Nutzung. Die Känguruhs, die ich hier gesehen habe, gab es auch in andern Teilen Australiens zu sehen. Dasselbe gilt für die meisten Vögel und Echsen sowie die Koalas. Lediglich die Vielzahl an Goannas und den Ameisenigel bekam ich sonst nirgendwo zu sehen, und Robben auch nicht. Was mir gefehlt hat, waren mehr angelegte Walking Tracks im Bereich einer Halbtageswanderung wie im Kings Canyon oder im Daintree Forest NP. 100000 Touristen jedes Jahr sind natürlich eine Menge. Die meisten von ihnen haben eine 1 oder 2-Tage-Tour gebucht, schauen sich die Seelöwen an, Remarkable Rocks und Admiral's Arch, fahren in Little Sahara mit dem Sandboard und baden vielleicht im Sommer noch in Stokes Bay, und dann sind sie wieder weg. Größter derartiger Touranbieter ist der Fährenbetreiber Sealink, dessen Busse nach jeder Fährenankunft mit 120 km/h über die Strasse bolzen, schließlich wollen die Kunden alles sehen.
Muss ich also nach Kangaroo Island, wenn ich schon einmal in Australien bin? Ich sage nein, es bietet nicht so viel Neues, das das die Kosten rechtfertigen würde. Wenn es aufs Geld nicht ankommt und man sich eine Woche Zeit nimmt, dann kann KI aber bei schönem Wetter sehr entspannend sein.

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